Pfarrer Binder sucht neue Herausforderung

Nach zwölf Jahren verlässt der Geistliche den Heuberg – Gemeinden sind zusammengewachsen

Von Gisela Spreng

WEHINGEN „Ein Riese mit Hang zur Romantik“ und „Thomas Uwe Binder: Ich brauche die Herausforderung“ – so ist vor fast 12 Jahren der damals erst 34 Jahre alte Pfarrer Binder seiner neuen evangelischen Kirchengemeinde Wehingen in der Presse vorgestellt worden. Dem inzwischen 45-Jährigen gefallen die beiden Überschriften von einst immer noch gut.

Als der junge Geistliche, der als Pfarrvikar in Weinsberg bei Heilbronn tätig war, sich für die Pfarrstelle in Wehingen entschied, wusste er, dass er zunächst sieben Gemeinden – Wehingen, Gosheim, Deilingen, Reichenbach, Egesheim, Bubsheim und Königsheim – seelsorgerisch zu betreuen hatte. Später kamen Bubsheim und Königsheim dann zur Kirchengemeinde Rietheim. Aber er freute sich auf seine Diaspora-Gemeinden, weil er unbedingt für „was Eigenes“ verantwortlich sein wollte.

„Erstklassig im Schuss“ seien Kirche und Pfarrhaus, habe man ihm versichert. Sein sehnlichster Wunsch sei nämlich gewesen, keine Bautätigkeiten lenken zu müssen, um am inneren Aufbau der Gemeinde arbeiten zu können. Aber dann sei es doch so gekommen, dass der äußere Aufbau viel Zeit in Anspruch genommen habe. Nacheinander wurden der Jugendraum, das Kircheninnere sowie der Turm renoviert und die Sakristei angebaut. Das Kirchendach und das Dach des Pfarrhauses mussten erneuert werden. Sogar im Johannes-Kindergarten und im Gemeindehaus in Gosheim wurde umgebaut.

Mit großer Anstrengung und einem engagierten Team sei im Inneren eine Menge aufgebaut worden. Trotz räumlicher Trennung seien die fünf Diaspora-Gemeinden unter der gemeinsamen Prämisse „Wir sind evangelisch“ über die Gemeindegrenzen hinweg gut zusammengewachsen.

Weil Thomas Binder die Ökumene praktisch in die Wiege gelegt bekommen hatte – seine Mutter war evangelisch, der Vater katholisch – arbeitete er 12 Jahre lang daran, die „versöhnte Verschiedenheit“ seiner Gemeinde verständlich zu machen. Es sollte nicht auf Kaffeeklatsch-Niveau heißen: „Ob evangelisch oder katholisch, alles okay“. Nein es ging Binder darum, in einer klaren Beschäftigung mit den kirchlichen Positionen herauszuarbeiten, wo die Unterschiede liegen. „Ich hatte eine gute theologische Zusammenarbeit mit verschiedenen katholischen Pfarrern“, resümiert er. Die ökumenische Bibelwoche, auch die mit Kindern und Jugendlichen, war ihm wichtig.

Binder gründete eine Band, die bis heute spielt. Er gliederte den Kirchengemeinderat funktionsgerecht. Ins Konfi-Team holte er sich Ehrenamtliche, weil die Konfirmanden-Arbeit für ihn eine zentrale Bedeutung hat. Analog zum katholischen Kommunionunterricht führte er „Konfi 3“ ein. 2005 gründete Vikar Bosch eine Teen-Dance-Gruppe, die heute mit über 30 Mädchen übervoll ist. Binders Ehe-TÜV „Prepare-Enrich“ findet immer noch großen Zuspruch. Und die „Heuberger Frauengespräche am Morgen“ haben auch nach zehn Jahren noch ihre Zentrale in seinem Haus.

Wenn die vier Binders Mitte Februar Wehingen verlassen, beginnt für sie so etwas wie ein Heimspiel. Die beiden neuen Gemeinden Bad Rappenau-Fürfeld und Heilbronn-Kirchhausen mit insgesamt etwa 1700 Evangelischen liegen ganz nah bei Stetten am Heuchelberg, dem Geburtsort von Thomas Binder.

Für die Kinder sei es allerdings schwer, ihre Freunde zurückzulassen. Er selbst werde alles vermissen, was er in 12 Jahren geprägt habe samt seinem Team, mit dem er auf hohem Niveau und fast ohne Konflikte gearbeitet habe.

Original: http://www.schwaebische.de/region/sigmaringen-tuttlingen/spaichingen/rund-um-spaichingen_artikel,-Pfarrer-Binder-sucht-neue-Herausforderung-_arid,5194106.html