Das Gemeindeleben lockt ihn (2008)

Fürfelds neuer evangelischer Pfarrer Stefan Wittig freut sich über Offenheit und Dankbarkeit

Von Wolf Böhringer

Bad Rappenau Er hat Zivildienst auf dem Hamburger Kietz geleistet, wirkte in Jerusalem an einem ökumenischen Pilgerprojekt mit und war in der Pressestelle der evangelischen Landeskirche in Stuttgart tätig. Seit Anfang August ist Stefan Wittig (34) der neue evangelische Pfarrer von Fürfeld: Als Nachfolger von Hannes Wössner hat es den in Kelkheim im Taunus geborenen Geistlichen nach etlichen Stationen im In- und Ausland in den Kraichgau verschlagen.

„Ich habe hier von Anfang an eine gewaltige Offenheit erlebt und auch eine große Dankbarkeit“, zieht der sympathische Pfarrer erste Bilanz nach wenigen Wochen. Schließlich hatte in Fürfeld niemand damit gerechnet, dass die seit Ende Januar vakante Pfarrstelle so schnell wiederbesetzt werden würde. Auch Stefan Wittig selbst hatte eigentlich mit einem Start im September gerechnet. Aber bereits am 3. August feierten die Fürfelder seine Investitur.

Dass aus Wittig, der früher einer Freikirchliche angehörte, einmal lutherischer Pfarrer werden würde, war nicht von vornherein klar. Sein Studium führte ihn quer durch die Republik, mehrere lang war er auf dem Hamburger Kietz als Zivildienstleistender.

In Tübingen schloss er schließlich sein Theologiestudium ab und trat 2003 ein Vikariat in Filderstadt-Bernhausen an. Auf den Fildern in der Nähe von Stuttgart lernte Wittig einen ländlich geprägten, pietistischen Menschenschlag kennen. „Es war eine große Verbindung der Leute mit der Kirche da“, denkt Wittig gern zurück.

Nach dieser Zeit ging er nach Stuttgart, war im evangelischen Medienhaus für die Pressestelle der Landeskirche tätig: „Das war ein buntes Geschäft.“ Pressekonferenzen, Bürotätigkeit, Internetauftritt und die Betreuung einer Pfarrzeitschrift gehörten zu Wittigs Aufgaben. Nebenbei betreute er auch die Wiedereintrittsstelle der Landeskirche – telefonisch. „Das sollte ein niedrigschwelliges Angebot sein“, verdeutlicht Wittig diesen unkomplizierten Weg, der offenbar in die richtige Richtung weist: „Mich haben jeden Monat etwa zwölf Leute angerufen.“

Nach drei Jahren in Stuttgart stellte der junge Pfarrer fest: „Das ist nicht das, was Kirche wirklich ausmacht.“ Er formulierte sein persönliches Ziel: Keine reine Bürotätigkeit, auch keine Aufgabenteilung als Geistlicher in einer großen Stadt. „Ich wollte ein Pfarrer sein, der in der Gesamtheit des Gemeindelebens verantwortlich ist.“ Und da die Freundin von Stefan Wittig in Heilbronn lebt, suchte er eine Pfarrstelle im Großraum Heilbronn. In Fürfeld hat er einen 75-prozentigen Dienstauftrag für die dortigen Protestanten; zu 25 Prozent betreut er die evangelische Gemeinde Kirchhausen mit, um die sich auch Pfarrerin Cornelia Kohler-Schunk kümmert.

In Fürfeld möchte Wittig sich nun erst einmal einarbeiten. Kinder- und Jugendarbeit hält er für entscheidende Bereiche in einer Kirchengemeinde: „Wenn man junge Menschen nicht erreicht, erreicht man sie gar nicht mehr“, sagt der Pfarrer, der auch Religionsunterricht an der örtlichen Grundschule gibt. Und die übrige Gemeindearbeit? „Da schauen wir mal, was sich vor Ort herauskristallisiert.“