Geleit für Fürfelder Engel und Christus (2004)

Beim Glockenumzug in dem Bad Rappenauer Teilort war gestern das gesamte Dorf auf den Beinen

Von Steffan Maurhoff

Aufgeregtes Treiben herrschte gestern vor dem Umzug in den Straßen des Bad Rappenauer Teilorts: Wann würde der Festzug endlich kommen? Jedenfalls war Markus Lörz am Morgen ein gefragter Mann: Er wies den Teilnehmern ihre Nummern und Startpositionen zu. Und dann kam der Festzug – mit etwas Verspätung und der gebotenen Gemächlichkeit. 24 Teilnehmer und rund 300 Mitwirkende gaben ein buntes Bild ab, dem die Zuschauer am Straßenrand immer wieder spontan Beifall zollten. Allen voran verkündete – natürlich – ein Dorfbüttel lauthals: „Achtung, der Festzug ist unterwegs. Die Straßen sind freizuhalten. Ende der Durchsage!“ Schmunzelnd nahm Helmut Frieß aus Berwangen die Lacher des Volks zur Kenntnis.

Originelle Einfälle präsentierten die Umzugsteilnehmer aus dem Dorf den Festgästen. Natürlich drehte sich alles um das Thema Glocken. Glocken schon im Mittelalter, Glocken im Tagesablauf, im Lebenslauf, im Kirchenjahr, im Arbeitsleben. Und natürlich um die beiden neuen Glocken: die kleinere Segens- und die ganz große Sonntagsglocke, die die drei alten künftig ergänzen und gestern auf geschmückten Pferdewagen durch Fürfeld rollten. Übrigens bewahrten nicht nur die tapferen Rösser vor den Wagen ihre Disziplin, sondern auch des Ritters Pferd – und Kuh Olga.

Nicht 50 Jahre Bern, sondern 50 Jahre Fürfelder Glocken feiere die Kirchengemeinde, so ein glücklicher Pfarrer Hannes Wössner im Gottesdienst. Nach 50 Jahren wurde der angegriffene Stahl-Glockenstuhl aus- und ein hölzerner eingebaut, was für die Gemeinde natürlich ein finanzieller Kraftakt ist, den sie noch nicht bewältigt hat. Zwar ist der Nachlass des verstorbenen Ortsvorstehers Klaus Handel ein gewichtiger Posten, aber es werden noch weitere Spenden gesammelt.

Die Glocken, die der Kirche einen neuen Klang verleihen werden, rufen nicht nur zum Gottesdienst, sagen die Zeit an oder erinnern an den Lebenslauf, wie Pfarrer Wössner erklärte. Die kleine Segensglocke wird geziert vom Fürfelder Engel, einem Abbild jenes überlebensgroßen Bildes, das überm Kirchenschiff verborgen ist. Die große Sonntagsglocke trägt ein Christus-Relief. Bewusst kurz war im Anschluss an den Umzug der Festgottesdienst vor der Kirche gehalten. Wiehernde und hufscharrende Pferde sorgten für allgemeine Heiterkeit, als Pfarrer Wössner den diskreten tierischen Hinweis so wertete, dass wohl alle Hunger und Durst hätten – und gern ins Festzelt wollten.

InfoDie Einweihung der Glocken findet am Sonntag, 11. Juli, statt. Im Festgottesdienst um 11 Uhr läuten sie zum ersten Mal. Um 14 Uhr findet ein Glockenkonzert statt.