Mit „Luther-Springerle“ auf dem Guttenberg

Mit rund 130 Besuchern war die Burgschenke auf dem Guttenberg am vergangenen Donnerstag bis auf den letzten der vorgesehenen Plätze gefüllt. Über eine Stunde lang lauschten die Zuhörerinnen und Zuhörer interessiert den Ausführungen des Burgherrn, Bernolph Freiherr von Gemmingen-Guttenberg. Mit Texten und Bildern zeichnete der heutige Chef des Hauses in seinem Vortrag die Geschichte seiner Familie im 16. Jahrhundert und ihre Bedeutung für die Reformationsgeschichte im pfälzisch-fränkischen Raum nach. Die Evangelischen Kirchengemeinden Bonfeld und Fürfeld hatten zu diesem Vortrag als Teil der Reihe über die „Reformation im Kraichgau“ eingeladen.

Die Familie von Gemmingen-Guttenberg, seit 1449 Herren auf dem Guttenberg und heute in 17. Generation dort ansässig, gehörte im 16. Jahrhundert zu den maßgeblichen frühen Förderern der Reformation. Ihr Patronatsrecht gab ihnen die Möglichkeit, lutherische Prediger und Pfarrer zu bestellen und sie sorgten dafür, dass schon 1521 in der familieneigenen Burgkapelle die erste evangelische Predigt im Unteren Neckartal gehalten wurde. Sie gewährten vielen reformatorischen Geistlichen Unterschlupf in ihrer Burg. Der berühmteste unter ihnen war Erhard Schnepf, den der Herzog von Württemberg später mit der Einführung der Reformation im nördlichen Landesteil beauftragen sollte.

Im Abendmahlsstreit – der „großen Stunde der Reformation im Kraichgau“ (Martin Brecht) – waren die Herren von Gemmingen um Ausgleich bemüht. 1525 fand unter der Schirmherrschaft Dietrichs auf Burg Guttenberg ein Religionsgespräch zum Abendmahlsstreit statt. Als Burgherr Dietrich von Gemmingen starb, hielt Johannes Brenz die Leichenpredigt. „Wartburg am Neckar“ wird die Burg Guttenberg deshalb manchmal auch genannt.

 

Der katholische Kaiser Karl V. drohte der Familie mit Strafen, war aber für einen 3000 Gulden gewillt, den Ungehorsam wieder zu vergessen. Die Familie nahm das Bestechungsangebot des Kaisers an – und blieb bis heute evangelisch. Die Burg Guttenberg wurde niemals zerstört: Bauernkrieg, Dreißigjähriger Krieg, Pfälzischer Erbfolgekrieg – alles ging an ihr spurlos vorüber. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts waren die Gemmingen-Guttenbergs freie Reichsritter, dann wurden sie Teil des neugeschaffenen Großherzogtums Baden. So kam der Guttenberg schließlich zur Landeskirche nach Baden.

Am Ende seines Vortrages wartete Bernolph von Gemmingen mit einer Überraschung für seine Gäste auf. Seine Tante hatte eigens für diesen Abend 50 „Luther-Springerle“ gebacken, die von den Gästen begeistert mitgenommen wurden.