Geschichte zum Nachschlagen

Evangelische Kirchengemeinde veröffentlicht Broschüre zum Reformationsjubiläum

Kraichgau-Stimme / Tanja Ochs

Das Jubiläumsjahr anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation hat begonnen. 2017 jährt sich Martin Luthers Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg zum 500. Mal. Die Ideen des Mönchs waren von Anfang an auch im Kraichgau populär. Die Herren von Gemmingen nutzten früh ihre Herrschaft, um die reformatorischen Gedanken umzusetzen. „Sie waren sehr einflussreich“, erklärt Konrad Schomerus. Der Pfarrer im Ruhestand hat gemeinsam mit Pfarrer Thomas Binder aus Fürfeld und Roland Schölch aus Sulzfeld eine Broschüre über die Geschichte der Reformation im Kraichgau geschrieben.

Seit fünf Jahren beschäftigt sich Schomerus intensiv mit dem Thema. Der damalige Gemminger Pfarrer Christian Mono hatte das Werk angeregt, das zusammenfasst, was in vielen Veröffentlichungen bereits erschienen ist. „Ich hatte vorher eine Ahnung“, sagt Schomerus. Doch dann vertiefte er sich in Archiven und Büchereien in die Reformationsgeschichte. „Ich habe viel dabei gelernt“, erklärt der 74-Jährige. Jetzt ist „Der Kraichgau im Morgenlicht der Reformation“ erschienen.

Konfession Gemmingen spielt darin eine große Rolle. In der Gemeinde ist „die evangelische Verkündigung und Lehre“ seit 1521 lückenlos nachgewiesen. Durchgehend bis heute sei die Gemeinde evangelisch geblieben, im Gegensatz zu Stebbach beispielsweise, das bis zum 30-jährigen Krieg als Teil der Kurpfalz elf Mal die Konfession wechselte.

Wolf von Gemmingen habe bereits 1521 einen reformatorischen Prediger eingesetzt, als er seinen Prädikanten Bernhard Griebler zum Pfarrer und Leiter der neu gegründeten Lateinschule beförderte. Der Theologe gilt als „Reformator Gemmingens“. Wolfs Bruder Philipp richtete im selben Jahr in Fürfeld eine Pfarrei ein, der dritte Bruder Dietrich nahm auf Burg Guttenberg evangelische Pfarrer auf, die infolge der Ächtung Luthers aus Württemberg vertrieben wurden. Allerdings hatten alle Ritter in jener Zeit noch enge Verbindungen zur katholischen Kirche, auch verwandtschaftliche, erklärt Schomerus.

Dennoch trugen die Herren von Gemmingen den Grundgedanken der Reformation ins Land und „stellten ihr eigenes Gewissen über den Glauben der Kirche“, so der Autor. Damit positionierten sie sich gegen Reich und Kirche: „Sie haben sich entschieden.“ Ebenso wie Bernhard Göler von Ravensburg, der in Sulzfeld die neuen Lehren einführte, gleichzeitig aber dem Bischof von Speyer treu blieb. Es habe wohl ein „Nebeneinander der Konfessionen“ gegeben, heißt es in der Literatur.

Kapitel Neben Sulzfeld ist auch die Entwicklung in Neckarbischofsheim und Menzingen in der Reformationsbroschüre erwähnt. Die Autoren stellen historische Zusammenhänge her, liefern Informationen und Hintergründe. Wichtige Persönlichkeiten der Reformation werden vorgestellt. „Man muss es nicht am Stück lesen“, sagt Verfasser Konrad Schomerus über die hochwertige Broschüre. Auch zum Nachschlagen eigne sich das Heft.