Pfarrer Thomas Binder im SWR-Nachtcafé

Pfarrer Thomas Binder stellt den Ehe-TÜV Prepare-Enrich im SWR-Nachtcafe mit Wieland Backes (SWR Fernsehen) vor.

Sich trennen oder zusammenbleiben? Familie in der Zerreißprobe
Freitag, 10. Mai 2002 um 21.45 Uhr auf SWR – Fernsehen

„Ja, ich will!“ Mit diesen drei Worten wird der Bund fürs Lebens besiegelt, der immer seltener ein Leben lang hält: Jede dritte Ehe wird heutzutage wieder geschieden. Gleichzeitig ist der Wunsch, eine intakte und harmonische Beziehung zu führen, ausgeprägter denn je. Für viele ist die Ehe eine Etappe im Leben und bedeutet einfach nur noch Lebensabschnittsbegleitung – solange es passt, bleibt man zusammen. Wenn es schwierig wird, sucht man sich eben einen neuen Partner; oder gründet eine neue Familie. Eine „Ex und Hop-Mentalität“, die Kinder zu Opfern macht. Wieso ist die klassische Familie immer seltener der Ort, an dem sich die Glückserwartungen erfüllen und Kinder mit Nestwärme groß werden? Sind wir nicht mehr krisenresistent und laufen zu schnell auseinander? Oder haben wir einfach verlernt, mit Frustrationen in Beziehungen umzugehen? Wieviel Belastung muss eine Familie aushalten können und wann ist es für alle Beteiligten besser, getrennte Wege zu gehen? Droht der  lebenslange Bund zum Auslaufmodell zu werden?

An der Bar: Thomas Binder

Der Pfarrer nimmt den Satz „drum prüfe wer sich ewig bindet“ wörtlich: Er führte in seiner schwäbischen Gemeinde den „Ehe-Tüv“ PREPARE-ENRICH ein. In einem Fragenkatalog mit 165 Fragen aus unterschiedlichen Persönlichkeitsbereichen wird das heiratswillige Paar auf „Ehetauglichkeit“ geprüft. Auch Thomas Binder hat diesen Tüv mitgemacht. Das Ergebnis? Heirat!

 

Wieland Backes diskutiert mit:

Anja Fichtel-Mauritz

Die erfolgreichste deutsche Fechterin durchlebt zur Zeit eine familiäre Zerreißprobe: Nach 15 Jahren glücklicher Beziehung kam es vor einiger Zeit zur Ehekrise. Sie verließ vorübergehend ihren Mann und lebt seitdem mit den Kindern bei ihren Eltern. Wie es weitergeht ist unsicher, doch über eines ist sich Anja Fichtel-Mauritz im Klaren: „Eine Familie kann man nicht ausziehen wie einen Pullover. Ich glaube an die Ehe – bis dass der Tod Euch scheidet.“

Volker Brandt

Der Schauspieler hält das Bestreben nach dem lebenslangen Bund für reines Wunschdenken. Er kann nichts Verwerfliches daran finden, dass die Ehe für ihn lediglich eine Episode im Leben ist. Seit fünf Jahren ist der schauspielernde Herzensbrecher jetzt mit Lebensgefährtin Susi glücklich: zwei gescheiterte Ehen liegen hinter ihm. Die vier Kinder aus beiden Ehen leben bei ihren Müttern und haben mit dieser Situation keine Probleme, da ist sich Volker Brandt sicher – im Gegenteil: Für die flexiblen Kinder von heute ist das eher eine „Schule fürs Leben“.

Marc Jung

Der Student hätte auf diese „Schule fürs Leben“ gerne verzichtet. In zermürbenden Streitereien und Auseinandersetzungenzwischen den Eltern saß der Junge meist zwischen allen Stühlen. Als er sich dann nach der Scheidung auch noch für einen Elternteil entscheiden musste, fühlte er sich endgültig zerrissen. Spurlos ist diese bittere Erfahrung nicht an ihm vorübergegangen und wenn Marc Jung heute auf seine Jugend zurückblickt, dann weiß er: „Ohne meinen Bruder hätte ich das niemals durchgestanden.“

Ursula Kodjoe

Die Verfahrenspflegerin und Familientherapeutin prangert das gängige Scheidungsverfahren als „66-Millionen-Markt raffgieriger Scheidungsanwälte“ an. In ihrer Praxis setzt sie sich für eine versöhnliche Trennung der Eltern ein und rückt ins Bewusstsein, dass die Kinder die Leidtragenden bei Trennungen sind: Als „Anwältin des Kindes“ versucht sie, mit den gängigen Selbstlügen der Eltern aufzuräumen: „Trennungen zerstören das Leben eines Kindes und Eltern dürfen sich nicht einreden, dass sie damit ihren Kindern einen Gefallen tun.“

Michael Zaunbrecher

Das Ende seiner Ehe kam unerwartet. Nach einem Wellnesswochenende seiner Frau verließ sie ihn und die Kinder für einen anderen Mann. Trotz Wut und Verletzung über die Trennung stand für den alleinerziehenden Vater fest: „Wir wollten die Kinder unsere Verfehlungen nicht spüren lassen.“ Und so schafft Michael Zaunbrecher, was nur wenigen gelingt: Auch nach der Scheidung zum Wohle der Kinder mit seiner Exfrau an einem Strang zu ziehen.

Stefanie Wilke

Bei der Journalistin lief die Trennung von ihrem Mann nicht ganz so versöhnlich ab. Nach einer Liebesheirat folgte die Geburt von Wunschkind Greta. Doch die plötzlich veränderten Rollenbilder überforderten die frischgebackenen Eltern und lösten eine Ehekrise aus. Nach einer gescheiterten Paartherapie zog Stefanie Wilke konsequent den Schlussstrich: „Ich glaube nicht an faule Kompromisse!“