„Denn der Segen kommt von oben“ (2004)

Glockenguss für die evangelische Kirche in Fürfeld bei der Firma Bachert in Karlsruhe

Von Sigrid Friedrich-Wössner

Die Luft ist heiß und rußgeschwängert. Aus dem großen Schmelzofen lodern die Flammen. In der Halle der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe hat sich eine Abordnung des Fürfelder Kirchengemeinderats versammelt. Gespannte Erwartung liegt über allem. Der Tradition gemäß erfolgt der Glockenguss am Freitag um 15 Uhr zur Sterbestunde Christi. Immer wieder rühren die Glockengießer mit einem Fichtenstamm in der Schmelze und entnehmen eine Probe des flüssigen Metalls. Bei über 1000 Grad werden Kupfer und Zinn zu Bronze geschmolzen. Endlich ist es soweit, die Gießprobe wird für gut befunden.Aufmerksame Stille herrscht in der Halle. Das Gießen erfordert von den sieben Mitarbeitern höchste Konzentration, nichts darf sie ablenken. Nach einem Fürbittegebet wird der Zapfen aus dem Schmelzofen gestoßen. Wie ein Lavastrom ergießt sich die flüssige Bronze in den aus Ziegeln gelegten Hauptkanal. Davon zweigen mehrere, durch Schleusen voneinander getrennte Nebenkanäle ab zu den einzelnen Glocken. Die fünf Hohlformen sind vollständig bis zur Krone in der Gießgrube eingegraben. Langsam füllt sich die Form mit der flüssigen Bronze. Aus einem kleinen Loch entweichen die Luft und heißes, brennendes Gas nach oben. Deutlich ist ein lautes, brodelndes Blubbern, das so genannte Spucken, zu hören. Die Gießer wissen nun, dass die Form vollständig mit dem heißen Metall gefüllt ist und schließen den Zuführungskanal.Eine Form nach der anderen wird ausgegossen. Für die Fürfelder Gemeinde sind das eine große Sonntagsglocke Domenica und eine kleinere Segensglocke. Die Glockenzier wurde von Kirchengemeinderat Edward Fülöp und Pfarrer Hannes Wössner gestaltet. Die Ideen für die inhaltliche Darstellung entwickelten sich in Gesprächen mit einzelnen Gruppen der Gemeinde. Klar war, so Hannes Wössner, dass die Glockenzier der Funktion der Glocke entsprechen und einen Bezug zur Fürfelder Kirche haben muss.Edward Fülöp gestaltete den Kruzifixus aus der Fürfelder Kirche für die große Sonntagsglocke. Symbole für Taufe und Abendmahl, unterstrichen durch Jesusworte, ergänzen das Bild. Für die Segensglocke wurde das Lied „Komm Herr, segne uns“ aus Wachs geschnitten. Der heute nur noch im Dachboden der Kirche sichtbare Engel schmückt diese Glocke. Pfarrer Hannes Wössner betonte, dass die Glocken über ihre reine Läutefunktion hinaus die Verkündigung nach außen tragen. „Glocken sind Botschafter der früheren an die nachfolgenden Generationen“, ergänzte die Chefin des Unternehmens, Christiane Bachert.Einen „Bilderbuchglockenguss“ nannte der Gießer Armin Schulz den Guss aus rein technischer Sicht. Ob er aber wirklich gelungen ist, hängt nicht nur von der Handwerkskunst ab, denn „der Segen kommt von oben“. Und so beschließt die Bitte um den Segen und ein Danklied dieses für alle Beteiligte feierliche und ergreifende Ereignis.