Bad Rappenau – Fürfeld besitzt zwei Wahrzeichen: das Schloss und die evangelische Kirche mit ihren 630 Sitzplätzen. Das Gotteshaus wird in diesem Jahr 140 Jahre alt.
Von Gabriele Schneider
„Unschön und brüchig“: Dem Urteil eines ehemaligen Pfarrers schließt sich in Fürfeld niemand mehr an. Die Kirche feiert 140. Geburtstag.Foto: Gabriele Schneider
Bad Rappenau – Fürfeld besitzt zwei Wahrzeichen: das Schloss und die evangelische Kirche mit ihren 630 Sitzplätzen. Das Gotteshaus wird in diesem Jahr 140 Jahre alt. Gefeiert wird am Sonntag, 15. September, mit einem besonderen Gottesdienst inmitten des bunten Kerwe-Treibens zwischen Kirche und Bürgerhaus. Denn Kerwe bedeutet Kirchweihe, der Jahrestag der Einweihung einer Kirche. Die Kirche im neugotischen Stil, die der Berwanger Maurer Martin Stier aus Sandstein vom Steinbruch hinter dem Pfarrhaus und vom Gemeindesteinbruch erbaute, wurde am 19. Oktober 1873 eingeweiht.
Rückblende
Die Bürger hatten den Ort dafür festlich mit Fichten geschmückt. Leise ging es aber keineswegs zu: Morgens um sechs Uhr seien die Leute per Glockengeläut zusammengerufen worden, ist in der Kirchenchronik zu lesen, „und die Zwischenpausen beim Läuten waren durch Abfeuerung von 101 Salutschüssen ausgefüllt“. Damit vor allem die Kinder eine Erinnerung an das große Ereignis hätten, bekam jedes ein Schreibheft, einen Federhalter und zwei Stahlfedern geschenkt. Nachdem die alte Kirche zu klein geworden war, kauften Gemeinde und Stiftungsrat 1869 ein früheres Postgebäude, zu dem auch eine Scheune, zwei Morgen Land und ein Steinbruch gehörten.
Abstimmung
Die Bürger votierten einstimmig dafür, darauf eine neue Kirche samt Pfarrhaus zu errichten. Der Einweihungstermin im September musste wegen Cholera-Erkrankungen in der Bevölkerung auf Oktober 1873 verschoben werden.
In den vergangenen 140 Jahren wurde der Sandsteinbau mehrfach renoviert, 1951 erhielt er neue Glocken. Die alten waren während der Weltkriege eingeschmolzen worden. 2004 kamen zwei weitere Glocken hinzu, 1962 eine Walcker-Orgel. Zuletzt wurden 1987 ein Gemeindesaal, eine Küche und Toiletten eingebaut. Doch nicht immer waren alle zufrieden, sogar Abrisspläne gab es bereits: „Unsere Kirche ist nicht nur unschön, sondern auch brüchig“, hat laut Fürfelder Ortschronik der damalige Pfarrer Helmut Mayer 1958 im Mitteilungsblatt geschrieben. Für sein Ansinnen, sie abzureißen, bekam er allerdings keinen Rückhalt von den Bürgern.
Abrisspläne
Daraufhin verließ er am Ende desselben Jahres seine Gemeinde. Beim Geburtstags-Gottesdienst am 15. September werden die Vereine, wie jedes Jahr zu Kirchweih, mit ihren Fahnen in die Kirche einziehen. Ein schöner Brauch, wie Pfarrer Thomas Binder findet: „Es zeigt, dass die Kirche identitätsstiftend zum Ort gehört.“ Im Festgottesdienst möchte Binder Bilder aus der Geschichte des Gotteshauses zeigen und über dessen Bedeutung „nach vielen Streitigkeiten durch die Jahrhunderte“ und als „Zeichen des Sieges der Bürgerschaft“ sprechen. Sein Eindruck: „Unsere neue Kirche hat Emotionen ausgelöst, sie war den Fürfeldern nie egal.“
Hintergrund: Fest dauert drei Tage
Von Samstag bis Montag, 14. bis 16. September, wird im Bad Rappenauer Stadtteil Fürfeld Kerwe gefeiert. Verwaltung, Vereine und Schausteller beteiligen sich an dem Traditionsfest. Rund ums Gotteshaus wird das Jubiläum dann ganz weltlich begangen, mit Flatterküchle, einer Fürfelder Spezialität. gab