Wie die Reformation in den Kraichgau kam

Gemmingen  Die Herren von Gemmingen nutzten früh ihre Herrschaft, um die reformatorischen Gedanken Martin Luthers umzusetzen. Konrad Schomerus, Thomas Binder und Roland Schölch haben über die Geschichte der Reformation im Kraichgau geschrieben.

Von Tanja Ochs

Neue Broschüre beleuchtet Reformationsgeschichte im Kraichgau
Der Stebbacher Konrad Schomerus, ehemaliger Pfarrer von Babstadt und Treschklingen, hat viel recherchiert. Foto: Ochs

Seit fünf Jahren beschäftigt sich der Pfarrer im Ruhestand, Konrad Schomerus, intensiv mit dem Thema. Der damalige Gemminger Pfarrer Christian Mono hatte das Werk angeregt, das zusammenfassen soll, was in vielen Veröffentlichungen bereits erschienen ist.

„Ich hatte eine Ahnung“, sagt Konrad Schomerus. Doch dann vertiefte er sich in Archiven und Büchereien in die Reformationsgeschichte. „Ich habe viel dabei gelernt“, erklärt der 74-Jährige. Jetzt ist „Der Kraichgau im Morgenlicht der Reformation“ erschienen.

Der Reformator Gemmingens

Gemmingen spielt darin eine große Rolle. In der Gemeinde ist „die evangelische Verkündigung und Lehre“ seit 1521 lückenlos nachgewiesen.Wolf von Gemmingen habe bereits 1521 einen reformatorischen Prediger eingesetzt, als er seinen Prädikanten Bernhard Griebler zum Pfarrer und Leiter der neu gegründeten Lateinschule beförderte. Der Theologe gilt als „Reformator Gemmingens“.

Wolfs Bruder Philipp richtete im selben Jahr in Fürfeld eine Pfarrei ein, der dritte Bruder Dietrich nahm auf Burg Guttenberg evangelische Pfarrer auf, die infolge der Ächtung Luthers aus Württemberg vertrieben wurden.

Gegen den Glauben der Kirche entschieden

Allerdings hatten alle Ritter in jener Zeit noch enge Verbindungen zur katholischen Kirche, auch verwandtschaftliche, erklärt Schomerus. Dennoch trugen die Herren von Gemmingen den Grundgedanken der Reformation ins Land und „stellten ihr eigenes Gewissen über den Glauben der Kirche“, so der Autor.

Damit positionierten sie sich gegen Reich und Kirche: „Sie haben sich entschieden.“ Ebenso wie Bernhard Göler von Ravensburg, der in Sulzfeld die neuen Lehren einführte, gleichzeitig aber dem Bischof von Speyer treu blieb.

Broschüre gibt es im evangelischen Pfarramt in Gemmingen

Neben Sulzfeld ist auch die Geschichte Neckarbischofsheims und Menzingens in der Reformationsbroschüre erwähnt. Die Autoren stellen historische Zusammenhänge her, liefern Informationen und Hintergründe. Wichtige Persönlichkeiten der Reformation werden vorgestellt.

„Man muss es nicht am Stück lesen“, sagt Verfasser Konrad Schomerus über die hochwertige Broschüre. Auch zum Nachschlagen eigne sich das Heft, das im evangelischen Pfarramt in Gemmingen für vier Euro erhältlich ist.