Gloria-Motiv ertönt an Festtagen (2004)

Fürfelder Glocken von dem Fachmann Claus Huber mit einem kleinen Konzert eingeweiht

Von Christine Weller

Sonntagnachmittag, 15 Uhr. Auf dem Festgelände hinter der evangelischen Kirche sitzen große und kleine Fürfelder dicht an dicht. Gemeinsam feiern sie die Einweihung der neuen Glocken. Jahrelang haben die Gemeindemitglieder dafür gesammelt und geopfert. Hell unterstreicht die Sonne das freundliche Bild. Da erscheint Claus Huber, der Glockensachverständige der Württembergischen Landeskirche.

Das Mikrophon in der einen, eine Gegensprechanlage in der anderen Hand. Der Mann, der, so Pfarrer Hannes Wössner, „alle Glockengeläute Europas im Kopf hat“, lädt ein zu einem Gang durch die Läuteordnung: „Ich will Ihnen Ihr neues Glockengeläut mit all seinen Vielfältigkeiten vorstellen“, verspricht er.

Fünf schwere metallene Glaubensverkünder haben am Vormittag beim Gottesdienst zum ersten Male gemeinsam ihre Stimmen erhoben: die Segensglocke „D“, die Taufglocke „C“, Die Kreuz- und Schiedglocke „B“, die Betglocke „G“ und die Dominica „F“. Claus Huber stellt sie alle nacheinander vor: Zuerst ertönt die kleinste, die Segensglocke mit hellem „bim, bim, bim“. Eine knappe Minute lang.

Danach schwingen dunklere, wärmere Töne, jeweils einzeln, über den ländlichen Ort. Beeindruckt lauscht die Festgemeinde. Und folgt aufmerksam den weiteren Erklärungen des Glockenfachmanns, der sie nun über verschieden abgestimmte Klangbilder durch das Kirchenjahr führt. Die Werktagsgeläute: Sechs Varianten davon hat Claus Huber in petto. Er lässt als erstes das bisherige Klangbild aufbauen, „das Standardmotiv der Nachkriegszeit, nun in bestem Zustand“. G-B-C – den Bewohnern des Ortes bestens vertraut.

Dann der g-moll-Akkord: „Das Fürfelder Geläute von 1873 bis 1917 – ein ernstes Motiv für Beerdigungen.“ Hell und fröhlich jubelt die Dur-Terz B-D „etwa für Kinder- und Schülergottesdienste“. Eine düstere Moll-Terz, „geeignet für Passionsandachten“, schließt lange nachschwingend die Werktagsgeläute ab. Huber macht zwei Minuten Pause bevor er die nächsten Anweisungen zum Glockenturm sendet.

Sonn- und Festtagsgeläute lässt er nun zusammenstellen. „Die Domenica führt die Motive an Sonn- und Feiertagen an“, erklärt er den Umstehenden. „Im Advent das Wächtermotiv mit der Unterquart, aufstrebend zum so genannten Westminstermotiv F-B-C-D“. Kraftvoll setzen die Glocken ein und tragen mitten im Sommer vorweihnachtliche Stimmung über das Land.

Wie zur Todesstunde Christi klagen schließlich die beiden größten Glocken düster im schlichten volltönenden F-G. Und dann erleben die Fürfelder ihr neues großartiges Festtagsgeläute – mit dem großen Gloria-Motiv. Prachtvoll hüllen die durchdringenden Töne aller fünf Glocken – hell und jubelnd – das ganze Dorf ein.